Im Prinzip läßt sich jede rhythmische Figur mathematisch erklären, wie z.B. die „Cascara“-Figur mit der kurzen Formel: 3 x 5 + 1 = 16. Das liegt ganz einfach daran, dass Rhythmus kein Gefühl ist, sondern die Aufeinanderfolge von einzelnen Ereignissen, wobei eine Pause dann eine Leerstelle oder ein (Null-)Ereignis darstellt. Und ebenso wie beim „Binärcode“ mit An oder Aus kann sich bei der Aufeinanderfolge etwas ereignen oder nicht (= Pause). Bei gleichzeitigen Ereignissen spricht man in der Musik von einem Akkord, was nichts weiter als Zusammenklang bedeutet.
Eine bekannte Figur unter Schlagwerkern ist das „Paradiddle“, welches mit beiden Händen folgendermaßen ausgeführt wird: R L R R L R L L (als Binärcode: 1 0 1 1 0 1 0 0). Die Null steht für die linke Hand und läßt man diese weg, so dass sich stattdessen Pausen ergeben, erhalten wir eine rhythmische Figur, die allein mit der rechten Hand gespielt wird. Das geht auch andersherum, wenn die rechte Hand pausiert und die linke Hand allein ihren Komplementärrhythmus spielt.
„Cascara“-Figur (in 4er-Gruppen): R L R R L R L R R L R L R R L R
R = Cascara, L = Komplementär-Rhythmus (oder Pausen)
Die Cascara-Figur, vom „Paradiddle“ abgeleitet
Nehmen wir vom Paradiddle nur die ersten fünf Schläge und spielen diese 3x nacheinander, ergibt sich eine Schlagfolge mit 15 Schlägen: R L R R L R L R R L R L R R L. Hängen wir einen weiteren Schlag mit Rechts (R) daran, haben wir die „Cascara“-Figur, die aus den drei Fünfergruppen plus einem weiteren Schlag besteht (daher die Formel: 3 x 5 + 1 = 16). Als Figur mit 16 Schlägen können wir sie nun als Sechzehntelnoten in einem 4/4-Takt spielen. Die Rechenaufgabe ist nicht kompliziert und rhythmische Figuren sollte man immer zuerst analysieren, um sie richtig zu verstehen. Vor allem, um sie dann auch mit einer bestimmten Phrasierung spielen zu können.
PDF: „Die Cascara-Figur“ (Seite 1-2)
Man kann die „Cascara“-Figur auch spielen, ohne überhaupt an das Paradiddle und die drei darin enthaltenen Fünfergruppen zu denken. Wegen der Phrasierung ist es allerdings doch unumgänglich die Struktur des Rhythmus zu kennen und zu verstehen. Die Figur klingt z.B. ganz anders, wenn man den ersten Schlag jeder Fünfergruppe durch einen Akzent hervorhebt.
„Cascara“-Figur (gesprochen): Tee · Kan-ne · Tee · Kan-ne · Tee · Kan-ne · Die
Den Rhythmus sprechen: 3x Teekanne + Die ergibt eine Struktur wie in der Formel: 3 x 5 + 1 = 16
Typischerweise wird die „Cascara“-Figur häufig zusammen mit einer „Clave“-Figur gespielt, wobei es gar nicht so leicht ist, die drei Fünfergruppen der Cascara jeweils mit einem Akzent zu beginnen. Auf Seite 2 habe ich als Beispiel die Son-Clave (als 3/2 und 2/3-Version) dazu geschrieben.
PDF: „Die Cascara-Figur“ (Seite 3-5)
Spannend finde ich an der „Cascara“-Figur, dass man damit auch am Drumset sehr interessante Breaks (Seite 3-4) produzieren kann, die für das Instrument zwar relativ normal klingen, aber doch ungewöhnlich wegen der Fünfergruppen (= Fünferverschiebung) sind. Bei den PDFs habe ich die „Cascara“-Figur, die aus insgesamt 16 Schlägen besteht, in zwei Takten mit Achtelnoten geschrieben, sie kann aber ebensogut in einem Takt mit Sechzehntelnoten notiert werden.
Wie schon gesagt, kann man die „Cascara“-Figur auch gut spielen, ohne an das Paradiddle oder irgendwelche Fünfergruppen zu denken. Die Analyse der Struktur zeigt aber, dass die Figur daraus besteht. Auch als Groove am Drumset ist der Rhythmus interessant. Auf Seite 5 habe ich Beispiele notiert, wie man die Figur in unterschiedlichen Kombinationen einsetzen kann.
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